Dienstag, 18. Oktober 2011

E-Bass Ampeg BA-110 und BA-108 Bass Combos


Ampeg! Ein Name wie Donnerhall! Auch wenn es ein wenig pathetisch klingen mag, in diesem Fall ist diese Aussage wahrlich wörtlich zu nehmen. Nur in ganz wenigen Fällen ist ein Firmenname so stark mit einem Produkt verbunden wie bei dieser Firma, und wer jemals einen SVT mit passender 8x10“ Box im oberen Lastbereich erlebt hat, weiß wovon hier die Rede ist. Leider gibt es aber auch wie bei nahezu allen musikalisch haptischen Erlebnissen einen Abzug bei der Praxistauglichkeit, respektive Handlichkeit des Bassmonsters. Wer ebenfalls einmal in den Genuss kam, die oben genannte Kombination transportieren zu dürfen, am besten alles noch in massive Flightcases verbaut, weiß ebenfalls, wovon die Rede ist.

Von daher ist es Ampeg schon seit geraumer Zeit ein Bedürfnis, möglichst viel des legendären „großen“ Sounds seiner Boliden in zeitgemäße kleinere Konstruktionen hinüber zu retten, um sowohl dem ambitionierten Einsteiger einen Schnupperkurs in Sachen Ampeg-Sound zu ermöglichen, als auch eine transportable Lösung für kleine Shows, respektive Proberaum zu finden.

Dabei verfügt die Firma auch über die nötige Erfahrung in Sachen Comboverstärker, hatte man doch schon vor knapp vier Dekaden mit dem B-15einen Kofferverstärker im Angebot, um dem langsam aufkeimenden Sessionbetrieb Tribut zu zollen. Ampeg trifft auf eine riesige Konkurrenz, treiben sich in diesem Segment doch eine Unzahl von Mitbewerbern umher, welche ebenfalls ihr Stück vom tieffrequenten Übungs-Kuchen abhaben wollen. Mit dem kürzlich erst vorgestellten BA-110 (10 Zoll Lautsprecher, 35 Watt) und seinem kleinen Bruder BA-108 (8 Zoll Lautsprecher, 25 Watt), will sich der Platzhirsch der Vollröhren-Heads sein Trademark auch im Kleinbereich etablieren.


Konstruktion

Transportabel sind die beiden Kofferamps allemal, schlagen sie doch nur mit 14,5 Kilogramm (BA-110), respektive 12,5 Kilogramm (BA-108) zu Buche. Auch an Stabilität wurde nicht gespart, sind die Spanplattenwände doch in 16 Millimeter Stärke ausgeführt und komplett mit Tolex überzogen. Zudem schützen Metallecken die Gehäuse gegen Einwirkungen auf die Kanten. Die Frontbespannung der Combos sind abnehmbar, an einer kleinen Plastiklasche ziehend kann man sich den anachronistischen Einsatz des Schlitzschraubendrehers sparen. Zum Vorschein kommt ein tadellos verarbeiteter 10- bzw. 8-Zoll Lautsprecher, welcher über zwei zusätzliche Bassreflexöffnungen verfügt, um den an sich für einen Bassverstärker eher mager ausgefallenen Gehäuseabmessungen mehr Volumen zu verleihen.



Auf den ersten Blick fällt auf, dass die kleinen Würfel nicht nur für den normalen Standbetrieb ausgelegt sind, sondern auch aufgrund einer Abflachung auf der Rückseite des Gehäuses für den Wedge-Betrieb konzipiert wurden. Auch wenn der Spielbetrieb in dieser Ausrichtung sehr sinnvoll in dieser Leistungsklasse erscheint, so erweisen sich die Amps in dieser Spielposition leider als sehr instabil. Insbesondere wenn das Netzkabel auf der Rückseite positioniert wird, neigen die Amps zum Kippen und müssen anderweitig daran gehindert werden. Anderenfalls kippen sie bereits bei einer leichten Berührung auf die Rückseite.



tape.tv Musikfernsehen




Die Verstärkersektion ist Ampeg-typisch angenehm einfach gehalten. Neben zwei in ihrer Empfindlichkeit unterschiedlich gehaltenen Klinken-Eingangsbuchsen (aktive Bässe -15 dB oder passive Bässe 0 dB) verfügen die Combos über einen Standard-Dreiband-Equalizer in Form eines Bass-, Mid- und Treble-Reglers. Über zwei Cinch-Eingänge können externe Klangquellen wie zum Beispiel ein MP3-Player eingespeist werden, welcher über einen separaten Lautstärkeregler der Lautstärke des Basssignals angepasst werden kann. Wie in dieser Leistungsklasse üblich, verfügen beide Combos ebenfalls über einen Kopfhörerausgang, welcher den intern verbauten Lautsprecher bei Belegung abschaltet. Rückseitig verfügen die Combos über einen FX-Einschleifweg und einen Line-Out, dessen Ausgangssignal sich abhängig von der am Verstärker eingestellten Lautstärke gestaltet. Schön. wenn man externe Endstufen am Ausgang anliegen hat, schlecht, wenn das Signal zum FOH-Platz geleitet wird. Anschlussmöglichkeiten für eine zusätzliche Box unter Verwendung des internen Verstärkers gibt es nicht.


Praxis

Als grobe Faustregel für das Leistungs-Verhältnis Gitarre:Bass kann man immer noch das bekannte Prinzip 1:3 annehmen, sprich ein Bassverstärker sollte ca. die dreifache Leistung abgeben können wie ein vergleichbarer Gitarrenverstärker. Anhand dieses Rechenexempels wird schnell klar, dass die beiden Ampeg-Verstärker nicht für einen echten Band-Contest konzipiert wurden, es sein denn, man will mit 10 Watt „Gitarren-Krachies“ in den Ring steigen. Moderate Proberaum-Aktivität oder ambitionierter Übungsamp-Einsatz ist hingegen schon eher das Metier der beiden Combos.



Klanglich schafft es Ampeg, einen Großteil des klassischen Tons in die Übungs-Amp Kategorie zu schaufeln. Natürlich erwartet hier niemand den SVT Ton für die Westentasche, aber dennoch kann der gewisse „knochige“ Ton bei beiden Amps vermerkt werden. Während der BA-108 aufgrund seiner Speaker- und Leistungskonstruktion ausschließlich als Übungsamp seinen Weg finden wird, kann der BA-110 klanglich und in Sachen Lautstärke mehr Bassfundament und Durchsetzungskraft anbieten.



MusicHits




Bereits ohne aktive Equalizer-Bearbeitung flat eingestellt, bieten die beiden Combos ein ausgewogenes Klangbild. Der kräftige Tiefmittenanteil, eines der charakteristischen Ampeg-Trademarks, ist bereits in dieser Einstellung klar zu vernehmen. Erwartungsgemäß sollte man in der Kombination Bassregler und Lautstärke moderat zu Werke gehen, da es sonst zu Überlastungserscheinungen führen kann. Für schweres Bassgewitter wurden die Produkte aber auch nicht entwickelt, der gesunde Menschenverstand erkennt dies zweifelsohne und wird nicht auf die Idee kommen, die Physik herausfordern zu wollen.

Dennoch halten sich beide Amps auch bei höheren Lautstärken erstaunlich souverän, clippen erst sehr spät, und auch der Nebengeräuschfaktor in Sachen „Rappel-Und-Klapper“, wie er gerne bei kleinen Bass-Amps zu finden ist, bleibt hier weitgehend ein Mythos. Die Fullrange-Lautsprecher machen ihre Sache gut und schaffen es, aufgrund der Kombination von frontseitigem Speakereinbau und doppelter Bassreflexöffnung, einen durchweg „erwachsenen“ Ton zu liefern.






Fazit

Auch wenn die Konkurrenz im Bereich der Bass-Übungsamps immens ist: Ampeg schafft es, den legendären Ton seiner Hochpreis-Geräte zu einem großem Maß in die kleinen Übungsverstärker hinüber zu transportieren. Durch ein großes Maß an Erfahrung und das allseits praktizierte „Entwickelt in Heimatland, gebaut in China“ werden die Produkte BA-110 und BA-108 zu einem vergleichsweise niedrigen Abgabepreis ihren Weg in die Musikgeschäfte finden.


Wer auf der Suche nach einem kleinen, leichten und transportablen Bassverstärker in Verbindung mit einem anständigen Ton ist, sollte den beiden Brüdern ein Ohr schenken. Ob als Einsteiger oder ambitionierter User, aufgrund der guten Verarbeitung, der schlüssigen und einfachen Konstruktion und des guten Klangs sind die kleinen Würfel eine echte Empfehlung im Bereich der Practice-Amps.


Test-Setup: Eigenbau Precision-Style mit EMG-PUs, Mackie U 420d Mixer.

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Konstruktion

Minus

  • Standfestigkeit Wedge-Betrieb

Preis

BA-110
UVP: 267,- Euro
Straßenpreis: ca. 225,- Euro


BA-108
UVP: 148,- Euro
Straßenpreis: ca. 125,- Euro


Verweise:




Ampeg BA-110 bei Musikhaus Thomann Produktseite

Ampeg BA-108 bei Musikhaus Thomann Produktseite

Amazona Website

Axel Ritt Website

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen